König Fußball regiert…

Mal ehrlich, wer wünscht sie sich nicht? Die Arbeitgeber und Chefs, die während der Fußball-EM ihre Mitarbeiter für jedes Spiel freistellen? Fußball ist schließlich unser Leben und nicht nur zu Zeiten von EM und WM regiert König Fußball die Welt.

Nun ist die EM angelaufen und damit das so beliebte Public Viewing. Doch nicht jeder kann beim geselligen Fußballschauen dabei sein – viele Arbeitnehmer müssen während der Spielzeiten noch arbeiten. Für sie stellt sich die Frage, ob und wann es erlaubt ist, während der Arbeit die Spiele mitzuverfolgen.

Fußballschauen am Arbeitsplatz?

Grundsätzlich ist der Arbeitgeber nicht verpflichtet, die Übertragung von Fußballspielen im Unternehmen zu dulden oder die Arbeitszeiten entsprechend anzupassen. Dafür sorgt das Weisungsrecht: Der Arbeitgeber kann die Zeiten festlegen, ohne dass der Arbeitnehmer damit einverstanden sein muss. Viele Chefs kommen ihren Angestellten aber entgegen, sofern die Arbeit nicht darunter leidet. Außerdem kommt es noch darauf an, welches Medium genutzt wird.

Fernseher und Radio

Das Spiel per Fernseher zu verfolgen ist am problematischsten, weil es am meisten von der Arbeit ablenkt. Es sei denn, man hat einen fußballbegeisterten Chef, bei dem man die Spielzeit nacharbeiten kann und der ausdrücklich die TV-Nutzung erlaubt. Ansonsten führt Fußballgucken während der Arbeit zunächst zu einer Abmahnung, bei Wiederholung auch zur Kündigung.

Einfacher ist es mit dem Radio, das in vielen Unternehmen ohnehin geduldet wird. Allerdings unterliegt auch das dem Weisungsrecht. Sofern es aber nicht von der Arbeit ablenkt oder die Kollegen stört, kann das Spiel mitverfolgt werden. Das Radio nebenbei laufen zu lassen ist daher kein Problem, allerdings sollte nicht 90 Minuten lang gebannt gelauscht und darüber die Arbeit vernachlässigt werden. Wer sich unsicher ist, ob Radiohören erlaubt ist, sollte zuvor unbedingt mit dem Chef sprechen.

Internet und Smartphone

Hier kommt es darauf an, wie die private Regelung der Internet- und Smartphone-Nutzung im Unternehmen aussieht. Ist sie untersagt, gilt das auch während der EM-Zeit. Ab und zu den Live-Ticker für den Spielstand zu konsultieren, lenkt am wenigsten ab und wird daher oftmals geduldet. Wenn das Spiel per Stream am Laptop oder Handy verfolgt wird, dürften dieselben Richtlinien gelten wie beim Radio. Wer während der Arbeitszeit privat das Internet nutzen darf, sollte allerdings trotzdem nicht zu ausschweifend dem Spiel folgen.

Arbeitszeiten und Urlaub

Manche Chefs passen die Arbeitszeiten den Spielzeiten an, sodass rechtzeitig Feierabend ist und die Angestellten das Spiel privat oder zumindest im Büro mit den Kollegen sehen können. Hat der Chef das Fußballschauen in der Vergangenheit bereits mehrfach erlaubt, können Arbeitnehmer sich darauf im Sinne der „betrieblichen Übung“ berufen. Das Spieleschauen ist dann zwar nicht explizit festgelegt, aber es ist eine unausgesprochene Regel entstanden. Verlassen sollten sich die Arbeitnehmer hierauf aber nicht, denn auch in diesem Fall hat der Chef das letzte Wort.

Urlaub kann man sich während Sportereignissen natürlich jederzeit nehmen, sofern im Unternehmen keine dringenden Arbeiten anstehen oder bereits andere Kollegen Urlaub haben. Stundenweiser Urlaub nur für das Spiel ist allerdings nicht üblich, und auch das Entgegenkommen vieler Unternehmen, einen halben Tag Urlaub zu gewähren, ist nicht selbstverständlich.

Public Viewing und Krankschreibung?

Krankgeschrieben zu sein bedeutet nicht automatisch, dass man bis zur Genesung das Bett hüten muss. Viel mehr soll man alles tun, um zur Gesundung beizutragen. Hierbei ist Public Viewing nicht ausgeschlossen. Es kommt allerdings auf den Grund der Krankschreibung an: Hat sich jemand beispielsweise den Arm gebrochen, ist grundsätzlich gegen das Public Viewing nichts einzuwenden. Schwieriger wird es bei einer Grippe oder einem sonstigen Infekt: Wer in dem Fall bei einem geselligen Beisammensein gesehen wird, riskiert Konsequenzen.

Sprechen Sie im Vorfeld mit Ihrer Führungskraft und klären Sie die Regularien für die Fußball-EM ab. Mit Sicherheit finden Sie gemeinsam eine Lösung, sodass Sie die Spiele stressfrei genießen können.

Somit verbleibt nur noch, uns allen viel Spaß und unserer Mannschaft eine erfolgreiche Teilnahme zu wünschen!

Herzlichst,

Ihre Claudia Schnetzke